Mittwoch, 20. Juli 2016

Die Seegurke ein Wunderwerk der Natur

Liebe Grüße aus Bali, Christine Sbick
Obwohl sie Seegurke heißt, handelt es sich hierbei nicht um eine Pflanze oder ein Gemüse. Die Seegurke ist ein Tier. Sie wird jedoch nach einem Gemüse benannt, denn sie sieht nicht nur so
aus, sie verhält sich auch fast so. Eine Seegurke scheint sich zunächst gar nicht zu bewegen. Sehr ZEN! Meist liegt sie bewegungslos auf dem Meeresboden.
Seegurke, Amed Scuba
Kommt jedoch ein Angreifer der Seegurke zu nahe, schleudert die schlauchartige Gestalt dem Angreifer weiße, klebrige Fäden aus ihrem Hinterteil entgegen, die an diesem kleben bleiben. Während der Angreifer bewegungsunfähig ist und mit den sogenannten Cuvierschen Schläuchen kämpft, kriecht die Seegurke gemächlich davon. Bleibt der Angreifer jedoch auch weiterhin interessiert, so wirft die Seegurke ihren gesamten Verdauungstrakt aus. Die Seegurke ist in der Lage die fehlenden Organe innerhalb weniger Wochen wieder nachzubilden, jedoch ist sie in dieser Zeit verteidungsunfähig und es kostet sie sehr viel Energie die fehlenden Organe nachzubauen. Aber dank dieser Vorgehensweise sind die Tiere für die Regenerationsforschung ausgesprochen interessant. Die Seegurken haben die Fähigkeit durch ihren Anus nicht nur Exkremente auszuscheiden, sie atmen auch durch diesen, denn sie besitzen eine sogenannte Kloake, die sowohl der Ausscheidung als auch der Fortpflanzung dienen. Wir sind froh, das wir das nicht tun müssen! Nicht nur ihre Gedärme sondern ebenfalls Teile ihres zentralen Nervensystems kann die Seegurke regenerieren.
Für ihren Lebensraum ist die Seegurke jedoch unendbehhrlich. Sie erfüllt eine wichtige Aufgabe, indem sie den Meeresboden mit ihren kleinen Tentakeln, die sich am Kopf befinden, reinigt. Mit den Tentakeln schaufelt die Seegurke Kalk Reste, abgestorbenes Riffmaterial oder Tierfäkalien in ihren Schlund und verarbeitet in ihrem Verdauungstrakt nahrhafte
Kleinstlebewesen und Algen und trennt diese von unverdaulichem Sediment. Eine enge Symbiose
bildet die Seegurke mit dem sogenannten Eingeweidefisch aus, der in ihrer Kloake lebt und dort Schutz findet. Rückwärts schieben sich die aalähnlichen Fische ohne Bauch- und Rückenflossen in den After der Seegurken hinein, wo sie einen geschützten Lebensraum geboten erhalten und bei der Sedimentation der aufgenommenen Stoffe behilflich sind. Genauer genommen handelt es sich jedoch, soweit wir bisher wissen, um einen sogenannten Parasitismus. Denn der Eingeweidefisch oder Pearlfish lebt auch von seinem Gastgeber, indem er ihn von innen anfrisst. Der Eingeweidefisch knabbert dabei von der Seegurke wichtige innere Teile des Darmtraktes an, der jedoch von der Seegurke nachgebildet werden kann. Symbiose oder Parasitismus. Manchmal liegen die beiden Begriffe also doch nah beieinander, denn der Fisch hilft seinem Gastgeber bei seiner Verdauung! Eine Seegurke ist daher ein wahres Ökosystem. Auf ihr leben bis zu 200 Symbionten und Parasiten wie zum Beispiel jener Eingeweidefisch.

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Feiner gereinigter weißer Sand tritt am anderen Ende der Seegurke wieder aus. In diesem feinen weißen Sand, den die Seegurke ausscheidet, befinden sich wichtige Stoffe wie Phosphor und Stickstoff, von dem sich dann wieder die Bodenbakterien ernähren können. Außerdem bindet die Seegurke den Kohlenstoffdioxid aus dem Wasser und arbeitet auf diese Weise der Versauerung der Meere entgegen. Und dies zeichnet sich immer mehr als Problem der Ozeane ab.
Systematisch gehört die Klasse der Seegurken (Holothurioidea) genauso wie Seesterne oder Seeigel zu dem Stamm der Stachelhäuter (Echinodermata) und dem Unterstamm der Neumünder (Deuterostomia). Dabei können Seewalzen Längen von bis zu zwei Metern erreichen. Obwohl die Tiere bilateralsymetrisch aufgebaut sind, hat sich bei ihnen eine fünfzahl im Aufbau durchgesetzt, was besonders deutlich bei Seestern auch äußerlich beobachtet werden kann.
Meeresbiologische Exkursion mit Christine Sbick, Amed Scuba
Im Indopazifik sind die Seegurken teilweise bereits überfischt. Der italienische Name der Seegurke ist cazzo die mare, was so viel wie Meerespenis bedeutet und bereits darauf hindeutet, dass einige Arten besonders gerne von Chinesen verspeist werden. Sie schmecken ähnlich wie Tofu, jedoch stehen die Seegurken als Delikatessen in chinesischen Restaurants für viel Geld auf der Speisekarte. Laut traditioneller Chinesischer Medizin steigern - wie sollte es anders auch sein - Seegurken die
Potenz, heilen Krebs und Demenz auch wenn dies medizinisch noch nicht belegt ist. So zahlt der Chinese bis zu 2700 Euro pro getrocknetem Kilogramm für ca. 70 kommerziell genutzte Arten von insgesamt an die 1000 verschiedenen Seegurkenarten.
Ein sehr lustiges und doch informatives Video über das Leben einer Seegurke mit seinem Symbionten findet Ihr hier unter diesem link: