Montag, 8. Dezember 2014

Tarnung im Korallenriff

Bärtiger Skorpionfisch
Entspannt driften mein Tauchpartner und ich entlang einer gut bewachsenen Steilwand und bewundern die Fülle an unberührten bunten Korallen, Schwämmen und Manteltieren. Bali befindet sich im sogenannten Korallen-Dreieck, wo die Artenfülle den Taucher in Staunen versetzt und das Auge von der Vielfalt der Farben und Formen geblendet scheint. Das Licht fällt in das kristallklare Wasser und bunte Fischschwärme umkreisen uns. Plötzlich klopft der Stab meines Tauchpartners des Divemasters von Amed Scuba an den Tank. Klong, klong... und er weist auf eine Stelle mit rot-braunen und gelben Schwämmen hin, aber da sehe ich es auch – ein bärtiger Skropionsfisch liegt gut getarnt und unbeweglich zwischen den Korallen in Bali. Gut getarnte Fische verlassen sich im Allgemeinen auf ihre perfekte Tarnung, die eine gute Verteidungsmöglichkeit für sie darstellt. Die Tiere verschmelzen durch ihre Farben mit dem Hintergrund und werden förmlich unsichtbar. Selbst als wir uns vorsichtig nähern, bleibt der Fisch komplett ungerührt liegen und verlässt sich blind auf seine Tarnung. Aber was entdecke ich da, es ist gar nicht ein – sondern es handelt sich um zwei Skropionsfische, die eng beienander liegen. Wie konnte ich diesen riesigen Fisch übersehen?
"Tarnung ist eine der effektivsten Anpassungstechniken, die das Überleben einer Art sichern", erklärt mir mein Diveguide von Amed Scuba. Alle Beteiligten – sowohl Jäger als auch Gejagte - streben dasselbe Ziel an, sie wollen nicht entdeckt werden und passen daher ihren Körper der Umgebung an. Die Körperfärbung und auch -zeichnung sind faszinierende Themen in der Tierwelt und Riffbewohner bilden hier keine Ausnahme. Visuelle Eindrücke, Farbe und Form, spielen für das Überleben der Tiere eine bedeutende Rolle. Im Zusammenleben der Rifflebewesen hat derjenige die besten Überlebenschancen, der am Besten an seine Umwelt angepasst ist und daher zur Fortpflanzung gelangt. Das lehrte uns bereits Charles Darwin. Nicht allein das Verschmelzen und Unsichtbar werden mit und in der Umgebung spielt eine Rolle bei er Farbgebung der Tiere sondern auch ihre Verteidigung und ihre
Fangschreckenkrebs (Odontodactylus scyllarus)
Angriffsmechanismen werden durch ihre Farbe beeinflusst. Gleichzeitig senden die Tiere durch Ihre Farbe Signale für ihre Fortpflanzung aus. Auch bei der innerartlichen Kommunikation und bei der Abgrenzung der Territorien wird Körperfärbung eingesetzt. Um die Effizienz der Farbgebung der jeweiligen Aufgabe zuzuordnen, müssen daher viele Faktoren berücksichtigt werden. Die auftretende Vielfalt und Komplexität der beteiligten Faktoren erschwert die eindeutige Erklärung eines Tarnverhaltens. Alle Faktoren der Biologie der Tiere sollten bei einer Erklärung mit berücksichtigt werden. Wasser dient als Farbfilter und in der Tiefe entwickelt sich ein unterschiedliches Farbstektrum. Rot wird als erstes ausgefiltert und es bleibt ein dunkler Ton zurück. Trotzdem bleibt zu berücksichtigen, dass ein Mensch nur drei Farbe-Kanäle besitzt und zweidimensional sieht, während zum Beispiel ein Fangschreckenkrebse (Mantis Shrimp) über zwölf Farbkanäle und eine dreidimensiolanle Sicht verfügt. Dieses verschobenen Farbstektrum aus der Sicht der Tiere muss ebenfalls berücksichtigt werden. Zur Tarnung der Tiere bildeten sich im Laufe der Evolution verschiedenste Techniken heraus, die im Folgenden anhand von Beispielen auch näher beschrieben und erklärt werden sollen.
Steinfisch (Synanceia verruccosa)
Ein gutes Beispiel für Tarnung ist der echte Steinfisch (Synanceia verrucosa). Er verschmilzt förmlich mit seiner Umgebung und wird selber zum unbeweglichen Fels. Er passt sein Verhalten und sein Aussehen einem Stein an und ist kaum von seiner Umgebung zu unterscheiden! Daraus leitet sich auch sein Name Steimfisch ab. Es bedarf ein scharfes Auge des Tauchers, um den angeblichen Stein in seiner Umgebung auszumachen. Massig und kompakt, mit seinem unregelmößigen Köper, der oft mit Algen und anderen Krustentieren übersät sein kann, ähnelt der Steinfisch einem bewachsenen Korallenblock und scheint förmlich mit diesem zu verschmelzen, da er auch in seiner Bewegung erstarrt zu sein scheint. Man muss dem Steinfisch schon sehr nahekommen und ihm zeigen, dass er entdeckt worden ist, bevor er gestört davonschwimmt. Dieselbe Technik wird von Skorpionsfischen (Scorpaenopsis sp. ), Anglerfischen, Krokodielsfischen und Seezungen angewandt.
Braunkopf Krokodilfisch (Cymbacephalus beauforti)
Die erfolgreiche Tarnung der Seezungen ruht nicht nur auf der Fähigkeit, sich in den Sand einzugraben. Durch den Besitz hochspezalisierter Hauzellen, den Chromatophoren, kann die Seezunge ihre Farbe der jeweiligen Bodenbeschaffenheit sogar anpassen.
Ebenso geschickte Verwandulngskünster sind die Kraken (Octopus macropus), die sich durch plötzliche Farbwechsel unsichtbar machen und ihre Körperoberfläche – die Struktur ihrer Haut - so verändern können, dass sie sandig, felsig oder wie eine Koralle erscheint.
Sogar unscheinbar gefärbte Fische wie die grossen Raubfische des offenen Meeres Stachelmakrelen, Thunfisch, Haie besitzen eine Faerbung, die perfekt zu ihrem Lebensraum passt. Das Phänomen der Gegenschattierung
Krake (Octopus macropus)
/bläulichschwarze Rücken und silbrigweisse Bäuche machen diese Fische nahezu unsichtbar, wenn man sie im freien Wasser sieht, von oben oder unten betrachtet. Entweder vermischt sich ihre Farbe mit der Dunkelheit aus derTiefe oder mit dem Licht, das von oben einfällt.
Pigmeenseepferd (Hippocampus bargibanti)
Tarnung besteht jedoch nicht nur darin, der Umwelt zu ähneln. Es wird auch versucht, den Körper mittels somatolytischer Zeichnungen unscheinbar zu machen, ihn mittels Flecken, Bänder und Streifen aufzulösen. So wird das Auge des möglichen Feindes, Jägers oder auch Tauchers getäuscht und er kann das Gesamtbild des Tieres nicht wahrnehmen. Die auffallenden Zeichnungen verwirren das Auge, lassen Körperbereiche isoliert wirken und täuschen eine grössere Silhouette vor, als der Fischköper tatsächlich besitzt. Somit dienen die leuchtenden Farben und kontrastreichen Muster dazu, die Fische unkenntlich zu machen.
Ein Beispiel für eine gestaltauflosende Körperzeichnung und Körperfärbung ist der Langnasen Büschelbarsch (Oxycirrhites typus). Dessen rot weiss karierte Färbung verbirgt den Fisch ideal, wenn er, wie normalerweise üblich, auf Gorgonein ruht. Die sich kreuzenden Gorgoneinäste und dazwischenliegenden Lücken verschmelzen mit der Färbung des Fisches und machen ein sofortiges Erkennen schwierig.
Langnasen Büschelbarsch (Oxycirrhites typus)
Sehr ähnlich verhält es sich auch bei den Rotfeuerfischen. Ihre dunkelhell gezeichenten Flecken und Bänder und die deutlich verlängerten Strahlen der Brust und Rückenflossen scheinen extra dafür gebaut zu sein, den Fisch zwischen den Korallen zu verbergen.
Gestalt, Färbung und Verhalten zusamen fördern die Überlebenschancen. Ein bekanntes Beispiel sind die Trompetenfischen (Gattung Aulostomus). Obwohl diese eine Grösse von einem Meter erreichen können, machen sie sich meist durch bewegungsloses Verharren kopfüber zwischen den Ästen von Hornkorallen unsichtbar. In der Strömung schwebend warten die Tiere auf kleien Fische, die kurzzeitig Schutz in der Koralle suchen. Mit nur weingen, kaum wahrnehmbaren Flossenschlägen bewegt sich der Trompetenfisch, öffnet sein Maul und saugt blitzartig die Beute ein. Dieser eigenartige Fisch, langgestreckt und scheinbar harmlos, ist ein listiger Jäger, der auch die Technik des Trojanischen Pferdes unter Wasser anwedet.



Oft schwimmen Geisterpfeiferfische auch mit dem Kopf nach unten.
Geisterpfeiferfisch
Sehr ähnlich verhält es sich auch bei den Rotfeuerfischen. Ihre dunkelhell gezeichenten Flecken und Bänder und die deutlich verlängerten Strahlen der Brust und Rückenflossen scheinen extra dafür gebaut zu sein, den Fisch zwischen den Korallen zu verbergen.
Gestalt, Färbung und Verhalten zusamen fördern die Überlebenschancen. Ein bekanntes Beispiel sind die Trompetenfischen (Gattung Aulostomus). Obwohl diese eine Grösse von einem Meter erreichen können, machen sie sich meist durch bewegungsloses Verharren kopfüber zwischen den Ästen von Hornkorallen unsichtbar. In der Strömung schwebend warten die Tiere auf kleien Fische, die kurzzeitig Schutz in der Koralle suchen. Mit nur weingen, kaum wahrnehmbaren Flossenschlägen bewegt sich der Trompetenfisch, öffnet sein Maul und saugt blitzartig die Beute ein.
Sepien (Sepiida)
Dieser eigenartige Fisch, langgestreckt und scheinbar harmlos, ist ein listiger Jäger, der auch die Technik des Trojanischen Pferdes unter Wasser anwedet.


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